DIE TAUSCHBÖRSE

Die schöne Frau Seidenman

Verlag:
Diogenes
Jahr:
1991
Seitenzahl:
269
ISBN:
9783257219456
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Anbieter:

Artikel angeboten seit:
01.02.2015
Tickets:
1
Zustandsbeschreibung
Coverbild leicht abweichen, leichte Gebrauchsspuren
Artikelbeschreibung
=== 2:1 bis 1 Kg (275 g) - In Szczypiorskis Buch geht es nicht in erster Linie um die schöne Frau Seidenman, wie der deutsche Titel suggeriert, sondern es geht um Polen. Und zwar vor allem um das Polen des 20. Jahrhunderts. Natürlich schildert Szczypiorski menschliche Einzelschicksale, und im Zentrum seines kunstvollen Figurengespinsts steht ebenjene Frau Seidenman. Ihre Verhaftung als angebliche Jüdin durch die Gestapo in Warschau löst allerlei Aktivitäten aus, mit denen ihre Freilassung erreicht werden soll: Ein Bote benachrichtigt ihren Nachbarn, dieser einen gemeinsamen Bekannten, der wiederum einen ehemaligen polnischen Partisanen, welcher seinerseits jemanden kennt, der die Freilassung erwirken könnte. Das ist Frau Seidenmans Geschichte. Szczypiorski erzählt aber zugleich noch andere, ähnlich bewegende polnische Lebensgeschichten. Das entstehende Gesamtbild zeigt: Mehr als in anderen europäischen Ländern macht in Polen das Volk die Nation aus und nicht ein territorial oder institutionell definierter Staat. Vor dem Hintergrund der deutschen Besatzung und der Judenverfolgung wurden das Land und seine Menschen einer moralischen Zerreißprobe ausgesetzt. Das von Szczypiorski ebenso bewegend wie kunstvoll dargestellte Schicksal einiger Leute in Polen steht auch exemplarisch für das Schicksal des ganzen europäischen Kontinents.
In 21 Kapiteln wird ein Blick auf das Warschau während des ersten Halbjahrs 1943 gegeben. Die handelnden Personen sind anschaulich geschildert und überzeugend. Die Bilder und Personen hängen in einer losen Handlung zusammen. Bei allen Personen bezieht der polnische Autor auch einen Ausblick auf die Zeit nach dem Krieg mit ein. Gerade dadurch wird zwar das Geschehen noch glaubwürdiger, andrerseits werden die scheußlichen Verhältnisse unter der deutschen Beherrschung von Warschau relativiert, so nach dem Motto: was nützte das zufällige Entkommen 1943, sie oder er hatte eh nicht mehr lang zu leben. "Es gab keinen spezifischen Unterschied zwischen einem auf den Straßen des besetzten Warschau erschossenen alten Mann und seinem Altersgenossen, der ein Dutzend Jahre später am Krebs starb." Ein weiteres retardierendes und relativierendes Element wird stilistisch eingeführt. Ganze Kapitel sind von politischen und philosophischen Überlegungen geprägt...
Schlagworte
arkadesch 2:1 Polen - Nationalsozialismus - Warschau - Verfolgung

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