Das Tauschticket-Forum

"Beim letzten Durchzählen kam ich auf mindestens drei Personen, die jeder von uns ist.
Erstens die, die er ist, zweitens dei, die er zu sein glaubt, und drittens die, für die ihn die anderen halten sollen."

Thomas Glavinic "Der Jonas-Konplex"

Komplex, sorry

"Am eigentlichen Südpol habe die Amerikaenr eine Basis gebaut. Wissenschaftler und Wartungsfachleute wohnen dort viele Monate lang, isoliert von der Umwelt. In einem Jahr feierten insgesamt neunundneunzig Bewohner dort Weihnachten. Einer von ihnen hatte neunundneunzig Steine in die Basis geschmuggelt, er verteilte sie unter seinen Kollegen als Weihnachtsgeschenk und behielt selbst auch einen Stein. Seit Monaten hatte keiner mehr Steine gesehen. Einige von ihnen seit über einem Jahr nicht mehr. Nur Eis, Schnee und von Menschen geschaffene Gegenstände. Alle saßen da und betrachteten und befühlten ihren Stein. Stumm hielten sie ihn in der Hand und spürten sein Gewicht."

aus "Stille" von Erling Kagge


so ein schönes Buch!

Heute morgen drüber gestolpert, nachdem ich mich mit meinem Frisör gerade darüber unterhalten habe, dass man doch irgendwie im hier und jetzt mehr davon hat, was zu erleben, als viel Geld zu scheffeln:


"Deshalb ist so ein Reisejahr möglicherweise doch wie der Garten, den ich derzeit so vermisse. Die Erlebnisse von heute werde ich eines Tages als Erinnerungen ernten können."
Meike Winnemuth - Das große Los, S. 141


Sehr schön, das werde ich mir jetzt immer mal wieder sagen.

"Früher hätten die Leute befremdet aufgeschaut, wenn man auf der Straße mit sich selber redete. Jetzt denken alle, dass man ein Handy hat. Gelegentlich kann man von Fortschritt sprechen."

aus "Die Sonnenuhr" Maarten 't Hart

Oh ja, das ist hübsch.

Ich sollte Mal wieder Maarten t'Hart lesen.

"Wenn der Augenblick sogenannte menschliche Größe von uns verlangt, vermögen wir nur intensiv und fast ehrlich in der Kaffeetasse zu rühren."

Christoph Hein: Der fremde Freund

"Man kann die Wahrheit nicht fertig übernehmen, man muss sie selbst entdecken auf einem Weg, den keiner für uns gehen und niemand uns ersparen kann."
(Marcel Proust)

"Manchmal zog durch den Nachmittagshimmel schon der noch nebelweiße, heimliche, glanzlose Mond wie eine Schauspielerin, die erst später auftritt und vom Zuschauerraum aus in Straßenkleidung einen Augenblick ihren Kollegen zuschaut in dem Bestreben, selbst im Hintergrund zu bleiben und nicht beachtet zu werden"
(Marcel Proust)

beide Zitate aus der "Suche nach der verlorenen Zeit",

( keine Sorge ich habe es nicht etwa gelesen, nur ein Buch, das sich mit dem Werk befasst hat;))

Weil ich grade mein Zitate-Buch in der Hand hab (hin und wieder müssen ja neue Zitate hinein), schreib ich mal ein paar für Euch ab:


"Bei einem Dichter klauen ist Diebstahl, bei vielen Dichtern klauen ist Recherche."
Walter Moers, Die Stadt der träumenden Bücher



"Die Menschheit muss in einer geeinten Welt leben, wo sich die Rassen, Sprachen, Sitten und Träume aller Menschen mischen. Der Nationalismus beleidigt die Vernunft. Und nutzt den Völkern in keiner Weise. Er ist nur dazu gut, dass in seinem Namen die schlimmsten Untaten begangen werden.
Isabel Allende, Von Liebe und Schatten, 1986



"Er würde das Dörfchen wohl nie mehr sehen, es würde wahrscheinlich das letzte Mal gewesen sein, so viele Tage waren ihm sicher nicht mehr zugemessen, er lebte ja jetzt schon in geliehener Zeit."
Marten t'Hart, Die Netzflickerin, 2000



"Die Zukunft ist nie weiter als der nächste Augenblick entfernt."
Andreas Steinhöfel, Die Mitte der Welt, 2000

Kitschig aber mir gefällt's:

"Stille ist heilig. Sie verbindet die Menschen, denn nur wenn man sich in Gegenwart eines anderen wohl fühlt, kann man schweigend beieinander sitzen."

- Nicholas Sparks in Wie ein einziger Tag

Wie wahr!!

"Die Zivilisation ist nur eine dünne Haut, die sofort reißt, wenn man sie nicht mehr pflegt"

Peter Stamm: Agnes

"Eure Weissagungen stammen nicht aus äußeren Bezrken; nein, sie spiegeln, was in der Seele vorgeht.
Denn wenig zwingt uns die Außenwelt, - die inersten Notwendigkeiten unseres Wesens treiben uns." (Moby Dick, Hermann Melville)