Ciranda

sehr gut, mit großen Booklet

Da ist sie wieder, jene sympathische Leichtigkeit der Tropen, die auch den Intellekt nicht beleidigt. Márcio Faraco, 36-jähriger Südbrasilianer mit Wohnsitz in Frankreich, debütiert mit einem restlos gelungenen Album in bester Bossa-Nova-Tradition, geht aber stilistisch hie und da auch darüber hinaus. Bossa Nova oder nicht? Innovativ oder nicht? Diese Fragen sind bei solch wunderbaren Klängen vollkommen sekundär. Und das nennt man gemeinhin "zeitlos".
Faracos Mentor ist kein geringerer als Chico Buarque, einer der wichtigsten Künstler Brasiliens, der auch ein Duett mit ihm bestreitet. Arrangeur ist Wagner Tiso, Gründungsmitglied in Milton Nascimentos Clube Da Esquina. Ciranda ist der Name eines Volkstanzes aus Recife. Doch regionale Einfärbungen schimmern nur dezent durch in Faracos elf Kompositionen, die vielmehr eine universelle, auf Anhieb sympathische und schnell süchtig machende Eleganz versprühen. "Statt zu weinen singen wir lieber", verkündet das heiter-melancholische Titelstück. Subtile Sambas wie "Meu Juramento" oder "Nostalgia" erinnern an João Bosco, einen Meister dieses Genres. Mit seinen Bluenotes und einem fast funkigen Swing lehnt sich "Vida Ou Game" an den Melodic-Groove von Simon & Garfunkel an.
Ein vom ersten bis zum letzten Stück stimmungsvolles Werk und damit einer jener seltenen Glücksfälle, bei denen man nicht zwischendurch versucht ist, auf den Fast-Forward-Knopf des CD-Players zu drücken. Nein, die einzige Programmtaste, die hier benötigt wird, trägt die Aufschrift "Repeat".

Brasilien