DIE TAUSCHBÖRSE

Die Rückfahrt - Roman

Autor:
Verlag:
Suhrkamp
Jahr:
1977
Seitenzahl:
426
ISBN:
9783518036327
Medium:
Hardcover
Sprache:
Deutsch
Anbieter:
(512)

Artikel angeboten seit:
14.03.2022
Tickets:
2
Zustandsbeschreibung
* ungelesen ... nahezu wie neu
* nur eine kleine Druckstelle an der seitlichen Schnittkante
Artikelbeschreibung
(aus www.eymeyer.ch)

* Kurzbeschreibung

Entwicklungsroman. Gesellschaftsroman.

Die Rückfahrt erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, von seinen Schwierigkeiten mit dem Leben im reichsten Land der Welt und dem Versuch, sich mit der Hilfe eines Psychiaters auf eine neue Existenz in der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Schweiz vorzubereiten. Sie erzählt von den Gesprächen mit einem Denkmalpfleger und von der Entscheidung des jungen Mannes, den Lehrerberuf aufzugeben.
Mit der eigenen Vergangenheit steigt die historische auf. Kunstwerke, Denkmäler, Erziehung und politische Geschichte verbinden sich mit den persönlichen Erfahrungen, lassen sie wachsen und heben sie im Gang der Geschichte auf.
Die Rückfahrt meint nicht nur die letzte Fahrt mit dem Denkmalpfleger, sie meint ebenso die Umkehr im Sinne einer geschichtlichen Wende, die Abkehr von einem sich über grosse Zeiträume erstreckenden Vernichtungsprozess des Lebens.

"Gewiss würde es nicht möglich sein, etwas noch einmal so, wie es gewesen ist, Wirklichkeit werden zu lassen, da man dazu erst einmal wissen müsste, wie ein Mensch, in diesem Fall also ein Römer, der vor tausendsiebenhundert Jahren gelebt hatte, seine Wirklichkeit wirklich, und nicht so, sie wir uns das heute vorstellen, erlebt hatte. Und das war etwas, das ihm, Berger, ebenso unmöglich schien, wie es wahrscheinlich dem Denkmalpfleger erschienen wäre, der einmal gesagt hatte, Geschichte sei vermutlich nichts anderes als ein für das Leben der Menschen notwendiger Mythos."

* Stimmen

»E. Y. Meyers Roman Die Rückfahrt ist ein Werk von ausserordentlicher Gedankenfülle und Gedankendichte, eines der wenigen Bücher der Gegenwartsliteratur, die man zwei- und dreimal wird lesen wollen. Wahre Dichtung ist utopischer Weltentwurf, oder, wie E. Y. Meyer bescheidener evoziert: Die Wiederherstellung der Welt.«
Hermann Burger, Merkur

»Die Rückfahrt stellt die Frage nach dem richtigen Leben. Die bis ins Detail präzise Beschreibung einer Existenz und einer Gesellschaft, in der die Suche nach dem richtigen Leben für alle unabwendbar geworden ist, die konstruktive Eleganz, mit der die Geschichte erzählt wird, überzeugen und bewegen mich.«
Klaus Podak, Süddeutsche Zeitung

»Die Kunst, Zeit rückwärts laufen zu lassen.«
Alice Vollenweider, Die Weltwoche

* Leseprobe

Sie standen auf dem Münsterturm und schauten über die Stadt und das Land, über das sich die Dämmerung breitete. Das Amt für Denkmalpflege lag weit unten. Aus der Turmhalle drangen über den Treppenaufgang die Töne der einsetzenden Orgel bis zu ihnen hinauf, und über ihre Köpfe zogen ungezählte Schwärme von Fledermäusen hinweg, die die alte Turmkappe verliessen und über die ganze Stadt hinflatterten. Als die letzten Fledermäuse den Turm verlassen hatten und das Geräusch der Flügelschläge verstummt war, das wie das Knattern von Segeln im Wind getönt hatte, glaubten sie ausser dem entfernten Orgelspiel noch ein immer lauter werdendes Kratzen zu hören, das sich der breiten Balustrade der obersten Münstergalerie näherte, auf der sie sich befanden. Und als sie an die Balustrade hinantraten und über sie hinweg der Fassade entlang hinunterblickten, sahen sie, wie dicht zusammengedrängt und von allen Seiten her unzählige kleine affenartige Wesen, die sich in ihrer Farbe nicht im geringsten von der des Sandsteins des Münsters unterschieden, mit einer grossen Geschicklichkeit und Geschwindigkeit von den Fialen der Strebepfeiler her, über die Strebebogen und die Turmfassade auf die Galerie zukletterten. Alles an ihnen war sandsteinfarben, so dass es aussah, als ob Teile der Münsterfassade in Bewegung geraten seien, und als die ersten von ihnen die Balustrade erreichten, sahen sie, dass es Konsolen-, Türpfosten-, Türsturz-, Konsolenträger-, Bogenfeld- und Archivoltenfiguren sowie zu grotesken, widernatürlichen Gestalten geformte Wasserspeier waren, die ohne aufeinander Rücksicht zu nehmen panikartig den Turm erklommen und in deren Sandsteinaugen Angst stand. Als er zum Denkmalpfleger hinüberblickte, sah er, dass sich dieser schon wieder aufgerichtet hatte und ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und weitgeöffneten, wahnsinnsgefüllten Augen ansah - so dass er erschrocken vor ihm zurückwich - und dass sich dessen Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog, das unvermittelt in ein unmenschliches, höhnisches Gelächter von einer unvorstellbaren Lautstärke überging. Dann begann die dicke Steinplatte des Galeriebodens und mit ihr schliesslich der ganze Turm langsam auseinander zu brechen, so dass sich der Denkmalpfleger, ohne in seinem Gelächter innezuhalten, mit seiner Turmhälfte und den verzweifelt Halt suchenden Sandsteinfiguren, die reihenweise in die Tiefe fielen, langsam von ihm entfernte und ihm, gerade noch bevor die beiden Turmhälften in sich zusammenstürzten, mit einer Donnerstimme durch das ohrenbetäubende Krachen und die immer lauter werdende Orgelmusik hindurch die Worte: MACHS NA! zurief ...
Schlagworte
k.A.

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