Einer, der Geschichte macht

Nagelneu, ungelesen

Alasdair Gray blickt in die Zukunft (FAZ) -

Grays Science-fiction-Geschichte erschien im Original 1994. -

So klar, beißend und berührend Alasdair Gray schreibt, wenn er Gegenwart und Vergangenheit seiner schottischen Heimat und seines gehaßten britischen Vaterlands abhandelt, und sei es noch so satirisch überspitzt, so flach kommt er in dieser Phantasie über das Jahr 2220 daher, in dem nicht nur dieses, sondern auch die anderen Sonnensysteme ihren Frieden in Form einer feudal-matriarchalen Ordnung gefunden haben.

Wir erfahren von einer Erde ohne Heimlichkeit, "deren größte Regierung die Familie war und auf der jede Familie das hatte, was sie benötigte". Die Frauen schmeißen den Laden; die Männer sorgen für Entertainment, indem sie nach den strengen Regeln einer modifizierten Genfer Konvention zwei- bis dreitägige Kriege führen, in kleinen Einheiten und mit altertümlicher Bewaffnung. Wer nicht ganz zerstückelt ist, wird hernach von einer fortgeschrittenen Medizin wieder zusammengeflickt.

Die "Geschichte" in unserem Sinne ist längst eine Sache der Vergangenheit, unvollkommen überliefert wie manche Eigennamen im Text. Kurzum, die böse moderne Welt ist versunken und einem ökologisch-hochtechnologischen Hyper-Regionalismus gewichen, niemand hungert mehr, alle oder fast alle leben in der Geborgenheit einer Großfamilie, der Tod ist weit hinausgeschoben, und auch die Gefahr, die dem harmonischen Gefüge durch den Helden und seine überraschend wiederaufgetauchte Jugendbekanntschaft droht, kann dank des Eingreifens der weisen alten Frauen abgewendet werden...

Science fiction