Im Reich ohne Sinne

gut, ein Name auf Einbandinnenseite eingetragen

Wenn Kathy Acker in den Vereinigten Staaten als würdige Nachfolgerin von William S. Burroughs bezeichnet wird - mit dem sie auch schon gemeinsam eine Lesung bestritten hat -, so trifft dieses Statement der Kritik nur zum Teil zu, denn sie hat eine gänzlich eigenständige Kunstform entwickeln wollen. Das ist ihr gelungen, indem sie Texte infiziert; klassische Vorlagen, Genres füllt sie an mit ihren Beobachtungen, Träumen und Visionen. In ihrem neuesten Roman 'Im Reich ohne Sinne' - einem Piratenroman - wird Paris von algerischen Einwanderern zerstört. Die Stadt, Sinnbild modernen Lebens, ist hinter der Fassade krank, von Drogen und Kriminalität zerfressen. Die Unterdrückten, vom Rassismus Verfolgten, haben keine Mühe, ein Chaos zu erzeugen, das sie die 'Algerische Revolution' nennen. Der Aufstand der Habenichtse ist nicht als heroischer Sturm auf die Bastille, sondern als Untergangsszenario der modernen, repressiven Stadtgesellschaft und einer kolonialistischen Kultur geschildert. Eine Frau (Abhor) und ein Mann (Thivai) leben in diesem Chaos eine zum Scheitern verurteilte Liebe aus. Mit einer beängstigenden, berückenden Offenheit und Komik seziert Kathy Acker das Verhältnis der Geschlechter.

Fantasy, Kriminalität, Drogen, Sex