DIE TAUSCHBÖRSE

Krieg gegen den Irak.

Verlag:
Kiepenheuer & Witsch
Jahr:
2002
Seitenzahl:
106
ISBN:
9783462032116
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Anbieter:
(556)

Artikel angeboten seit:
26.02.2009
Tickets:
1
Zustandsbeschreibung
bisschen vergibt, ansonsten gut
Artikelbeschreibung
Da verstehe noch einer die Welt. Während Washington sich auf die UNSCOM beruft, um gegen einen angeblich bis an die Zähne bewaffneten Saddam Hussein mobil zu machen, geht ihr einstiger Chef in Bagdad ein und aus und erteilt der irakischen Führung taktische Ratschläge. Bevor Scott Ritter 1998 aus Frustration über mangelnde Rückendeckung aus den USA seinen Dienst quittierte, wurde er dort noch als Provokateur und Lügner beschimpft und mit Waffengewalt an der Arbeit gehindert. Hat der Ex-Marine und Golfkriegsveteran vor der Operation "Desert Fox" noch die Blauäugigkeit der Clinton-Administration angeprangert, beschuldigt er heute seinen Parteifreund George W. Bush der Scharfmacherei durch bewusste Übertreibung des irakischen Bedrohungspotenzials.
Krieg gegen den Irak. Was die Bush-Regierung verschweigt lautet der investigative Titel eines Büchleins, in dem der Bostoner Friedensaktivist William Rivers Pitt ein Interview mit Ritter dokumentiert, der im Schutze diplomatischer Immunität schwere Vorwürfe erhebt. "Wenn ich mich zu Wort melde, dann um die Demokratie zu stärken, aber es hat nichts mit Verrat an meinem Land zu tun." Ohne den Diktator zu beschönigen, attestiert er Saddam nachgerade bemerkenswerte Kooperationsbereitschaft. Schuld an der prekären Lage gibt Ritter seinem eigenen Amtsnachfolger Richard Butler, der die Instrumentalisierung der UNSCOM durch CIA-Spione geduldet und sich nach dem Rausschmiss aus dem Irak der US-Regierung als Kronzeuge angedient habe.

Dass Saddam nach den systematischen Zerstörungen von Forschungseinrichtungen und Produktionsstätten über keine nennenswerten Waffenarsenale mehr verfügt, steht für den einstigen UNO-Detektiv außer Frage. Als absolut lächerlich tut er eine Verbindung dieses Islamistenfressers zu Osama bin Ladens al-Qa'ida ab: "In den Augen dieser Leute verköpert er das Böse schlechthin." Und Ölinteressen spielen nach seinem Dafürhalten im Irak-Konflikt keine Rolle. Als treibende Kräfte hinter Bushs Muskelspiel sieht Ritter die neokonservativen Betonköpfe um Alt-Falken Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz ("tollwütiger Irrer von der extremen Rechten") und Richard Perle ("Fürst der Finsternis") am Werk. Er befürchtet, dass diese selbst ernannten Rächer Israels bereits zu viel politisches Kapital in ihre Kampagne investiert haben, um ohne Gesichtsverlust von Saddam ablassen zu können.

Trotz dürftiger Hintergrundinformationen etwa über die Rolle der Briten in diesem Spiel mit dem Feuer ein denkwürdiges Buch, das die Skrupel vor einer Beteiligung an einem "Abenteuer" im Irak in einem anderen Licht erscheinen lassen dürfte. --Roland Detsch

Kurzbeschreibung
Scott Ritter, Parteifreund von George W. Bush und nun sein schärfster Kritiker, war von 1991 bis 1998 UN-Waffeninspekteur im Irak. Er wäre der erste, ein militärisches Vorgehen gegen Saddam Hussein zu befürworten, wenn dieser über Massenvernichtungswaffen verfügte. Doch in diesem Buch legt Ritter dar: Die Begründungen, die die amerikanische Regierung für ihren Krieg gegen den Irak anführt, sind falsch. Es gibt keinerlei Beweise, dass der Irak über funktionstüchtige Atomwaffen oder biologische oder chemische Massenvernichtungswaffen verfügt, die eine Bedrohung für andere Länder darstellen. Ebenso kann durch nichts belegt werden, dass eine Zusammenarbeit zwischen dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein und der von Osama Bin Laden geführten Terrororganisation Al-Kaida besteht - in Wahrheit sind beide Todfeinde. Auch die Annahme, die Welt und der Nahe Osten seien sicherer nach einem Regimewechsel im Irak, ist auf Sand gebaut. Vielmehr birgt der US-amerikanische Angriffskrieg, der angeblich der Bekämpfung des Terrorismus dient, unvorhersehbare Risiken für den Weltfrieden: die Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens und eine wachsende Bedrohung des Westens durch islamische Terroristen.
Schlagworte
k.A.