DIE TAUSCHBÖRSE

Manipulation. Der Griff nach dem Gehirn

Autor:
Verlag:
Rowohlt TB-V. , Rnb.
Jahr:
1974
Seitenzahl:
248
ISBN:
9783499168765
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Anbieter:
(512)

Artikel angeboten seit:
14.10.2015
Tickets:
1
Zustandsbeschreibung
dem Alter entsprechend gut; Seitenränder nur wenig vergilbt, Namenseintrag, ansonsten OK
Artikelbeschreibung
SPIEGEL-Rezension:
"Jeder kennt das", schreibt der Hamburger Wissenschaftsautor Erwin Lausch, 43: "Emotionen werden leicht mächtiger als die Vernunft." Warum dem so ist und wo alle Übel dieser Welt, ob Massenhysterien, Kriege oder Kriminalität, entspringen -- Lausch-Leser erfahren es: Die stammesgeschichtlich alten Teile des menschlichen Gehirns passen nicht so recht zum Bauplan der erst später hinzugekommenen, friedlicher gesinnten Gehirnpartien.
Aus dieser Zentral-These seines sorgsam recherchierten Buches leitet der Autor die Forderung ab, die Gehirnforschung "international zum Forschungsziel Nr. 1 zu erklären". Doch in welche Richtung sie führen, was sie an Ungemach bescheren könnte, scheint auch Lausch nicht recht geheuer: "Was die Zukunft bringen wird, weiß niemand."
Dabei ist das, was sich Forscherhirne bisher zum Thema haben einfallen lassen, zweischneidig genug -- Lausch belegt es mit eindrucksvollen Beispielen.
Seit Zergliederungskünstler etwa das Gehirn Lenins, um es zu studieren, in 31 000 hauchdünne Scheibchen schnitten, verfeinerten die Wissenschaftler auch die Möglichkeiten gehirntechnischer Einflußnahme am lebenden Menschen. So aktivierten sie beispielsweise die weitgehend tumbe rechte Hirnhälfte dadurch, daß sie die Verbindung zur linken durchtrennten: bei Säuglingen frühzeitig angewandt. spekulieren die Frankensteins. könne die Hirnspaltung vielleicht Superdenker schaffen. Andere aus der Zunft, so der US-Forscher José Delgado, "Chefprophet einer besseren Welt mit Hirnelektroden", stimulieren Gehirne durch elektrische Signale, neuerdings rückgekoppelt mit Computern.
Milde beurteilt der Verfasser die Rolle der chemischen Industrie und ihrer "happy pills" für diejenigen, die sich ihren Seelenfrieden in der Apotheke kaufen. Die Chemie, so Lausch lapidar. habe die Manipulationsmöglichkeiten "sehr erweitert". Und "mit Nachdruck" fordert er denn auch die Entwicklung einer aggressionsdämpfenden Über-Pille, "die -- ins Leitungswasser gemischt -die Situation in Nordirland entschärfen könnte".
Ein Großforschungsprogramm in dieser Richtung käme dem Autor "sehr segensreich" vor. Die Gefahr, daß bei solchen chemischen Übergriffen auf die Gehirne Menschen noch mehr, noch unkontrollierter manipuliert werden könnten als jetzt schon durch psychosoziale Faktoren, erscheint ihm vergleichsweise gering.
Schlagworte
Hirnforschung