DIE TAUSCHBÖRSE
Verlag:
Goldmann Manhattan
Jahr:
2001
Seitenzahl:
175
ISBN:
9783442541591
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Anbieter:

Artikel angeboten seit:
01.02.2014
Tickets:
1
Zustandsbeschreibung
m. E. verschenktauglich
Artikelbeschreibung
=== 2:1 bis 1 Kg (250 g) - "Hallo Leute. Ich heiße Benjamin Lebert, bin sechzehn Jahre alt, und ich bin ein Krüppel. Nur damit ihr es wißt. Ich dachte, es wäre von beiderseitigem Interesse." Mit diesen Worten stellt sich Benjamin Lebert an seinem ersten Schultag seinen neuen Mitschülern im Internat Schloß Neuseelen vor. Es ist sein fünfter Schulwechsel. Diesmal soll er endlich die 8. Klasse bestehen. Zusammen mit seinen fünf Freunden übersteht Benjamin die Zeit im Internat. Bei allen Unternehmungen - bei nächtlichen Besuchen auf dem Mädchengang genauso wie bei heimlichen Ausflügen ins Dorf - beschäftigt sie fortwährend die Frage, worum es in dieser ganzen Veranstaltung namens Leben eigentlich geht: um Mädchen, um Sex, um Freundschaft und ums Erwachsenwerden oder vielleicht auf einfach nur darum, immer weiterzumachen, wie verrückt die Welt und wie "crazy" man selbst auch sein mag.

Die Verwirrungen des Zöglings Lebert
"Literatur", so meint einer der jugendlichen Helden in Crazy, dem ersten Roman des 17jährigen Benjamin Lebert, "Literatur ist, wenn du ein Buch liest und unter jeden Satz ein Häkchen setzen könntest -- weil es eben stimmt". Unterzieht man Leberts Debüt dieser Prozedur, so fallen die zustimmenden Häkchen spärlich aus. Crazy kommt daher wie eine "Wilde Herzen"-Adaption jener Schul- und Pubertätsgeschichten, die seit dem Anfang des Jahrhunderts in deutscher Sprache geschrieben wurden: Die traurige Jugend des Hanno Buddenbrock gehört ebenso hierher wie Hermann Hesses Unterm Rad, Wedekinds Frühlings Erwachen oder Die Verwirrungen des Zöglings Törleß, der Erstling des -- immerhin 26jährigen -- Robert Musil.

Im Unterschied zu Musil, der seine autobiographische Handlung in die Fin-de-siècle-Atmosphäre eines hochadligen Konvikts verlegt, führt uns Crazy in eines jener Privat-Institute, in denen heutzutage die am öffentlichen Schulsystem gescheiterten Sprößlinge besserverdienender Eltern zum Abschluß geführt werden. In einem Internats-Schloß, das ausgerechnet Neuseelen heißt, soll der einzelgängerische Ich-Erzähler Benni -- von Geburt an mit einem Halbseitenspasmus gezeichnet -- die achte Klasse wiederholen und womöglich das Abitur bestehen. Daraus wird allerdings nichts: Statt zu silentium und "Hausaufgaben-Anfertigungsstunde" zieht es Benni und seine neuen Freunde zu Bier, Playboy-Heften und in den nächtlichen Mädchentrakt; die heimliche Reise nach München endet gar auf der Bühne eines Strip-Lokals. All das eher ein Fall fürs Jugendamt und literarisch nicht eben aufregend.

Was aber erfahren wir über den tatsächlich schwierigen Job des Erwachsenwerdens, und wie sehen wir die Welt der Erwachsenen mit den Augen des 16jährigen Helden? Wer sich durch Passagen ungefilterter Tagebuch-Prosa voller Weltschmerz und Kleiner-Prinz-Weisheiten gearbeitet hat, reibt sich hin und wieder doch die Augen: Lebert kann genau beobachten und nüchtern eine Welt protokollieren, in der die vom Vater geliebten Rolling Stones nurmehr "eine Rockgruppe aus vergangener Zeit" sind. Ob die Gnade der späten Geburt allein ausreicht, das verrückte Lebensgefühl der Post-MTV-Generation authentisch zu beschreiben, darf nach der Lektüre von Leberts Buch bezweifelt werden. --Niklas Feldtkamp -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.
Pressestimmen
"Was an diesem Buch überzeugt sind die Schnörkellosigkeit und der uneitle Gestus, mit denen der junge Mann die Leiden des jungen B. zu Papier gebracht hat." (Berliner Morgenpost)
Schlagworte
arkadesch 2:1 Schule Schulsystem Lebert Crazy

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren