Autor:
Verlag:
Piper
Jahr:
2003
Seitenzahl:
168
ISBN:
9783492238083
Medium:
Softcover
Sprache:
Deutsch
Zustandsbeschreibung
Guter Zustand
Artikelbeschreibung
»Mein erster Gedanke war: Da darfst du dich nicht hineinziehen lassen. Aber Schumann war mein Freund. Was für eine Wahl blieb mir da? Freundschaft war das einzige, was mir noch heilig war. Ich wollte mir die Vergangenheit vom Hals halten, aber sie war mir dichter auf den Fersen, als ich gedacht hatte.« Lukas Wolfskehl, Rechtsanwalt, soll General a.D. Donath verteidigen. Anklage: sieben Todesfälle zu DDR-Zeiten. Ein Auftrag, der ihm nicht schmeckt ... Rolf Henrichs Roman über die Verteidigung dieses NVA-Generals, der nicht Recht sucht, sondern Gerechtigkeit, zeigt eindrucksvoll, wie begrenzt die juristischen Mittel bei der Bewertung der Vergangenheit sind ... »Eine lesenswerte Geschichte, fesselnd geschrieben, dabei geradlinig und sparsam gebaut.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
Mit seinem in Ostdeutschland verbotenen Buch Der vormundliche Staat (1989) hat sich der Bürgerrechtler und Mitbegründer des Neuen Forums, Rolf Henrich, bei der DDR-Führung keine Freunde gemacht. In seinem neuen Roman setzt er sich jetzt mit den nicht nur juristisch absonderlichen Auswüchsen der Wiedervereinigung auseinander, und malt erneut ein düsteres Bild: Selbstmitleidige Kaderbonzen und selbstgerechte Journalisten geben sich ein Stelldichein, und Theoretiker des real existierenden Sozialismus propagieren inzwischen das kapitalistische Lottospiel als utopische Glücksvision.
In dieser trostlosen Atmosphäre muss der erfolgreiche Anwalt Lukas Wolfskehl den ehemaligen Chef des "Technischen Dienstes" der NVA, EX-General Donath, verteidigen und dabei erkennen, dass "Schauprozesse keine Besonderheit der Stalinzeit" gewesen sind, sondern auch im demokratischen Deutschland funktionieren. Im Schatten der einstürzenden Mauer haben sich im Roman hüben wie drüben viele die Hände schmutzig gemacht. Die innerdeutsche Grenze wird so symbolisch (und bildlich etwas windschief) zur Schlinge "um jeden Hals", zum Kainsmal aller Beteiligten: "Die Grenze: Das ist für die Journalisten bestenfalls ein staatsrechtlicher Begriff, mit dem sie herumhantieren. Doch das ist sie nicht. Denn an jeder Grenze kämpft Gutes gegen Böses und Böses gegen Gutes. Und nicht selten vermischt sich das Gute mit dem Bösen."
In Henrichs neuem Roman jedenfalls kämpfen auch zwei Genres miteinander: historisch fundierter Bericht und fiktiver Thriller nämlich. Dabei werden die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit leider oft nicht eingerissen. Zu viel wird erklärt, statt sich geschmeidig in den Plot zu fügen. Diese Mauer hätte auch noch weg gemusst. Ansonsten aber ist Henrich ein spannender Roman gelungen, der zeigt, dass Vergangenheit nicht "bewältigt" werden kann.
Mit seinem in Ostdeutschland verbotenen Buch Der vormundliche Staat (1989) hat sich der Bürgerrechtler und Mitbegründer des Neuen Forums, Rolf Henrich, bei der DDR-Führung keine Freunde gemacht. In seinem neuen Roman setzt er sich jetzt mit den nicht nur juristisch absonderlichen Auswüchsen der Wiedervereinigung auseinander, und malt erneut ein düsteres Bild: Selbstmitleidige Kaderbonzen und selbstgerechte Journalisten geben sich ein Stelldichein, und Theoretiker des real existierenden Sozialismus propagieren inzwischen das kapitalistische Lottospiel als utopische Glücksvision.
In dieser trostlosen Atmosphäre muss der erfolgreiche Anwalt Lukas Wolfskehl den ehemaligen Chef des "Technischen Dienstes" der NVA, EX-General Donath, verteidigen und dabei erkennen, dass "Schauprozesse keine Besonderheit der Stalinzeit" gewesen sind, sondern auch im demokratischen Deutschland funktionieren. Im Schatten der einstürzenden Mauer haben sich im Roman hüben wie drüben viele die Hände schmutzig gemacht. Die innerdeutsche Grenze wird so symbolisch (und bildlich etwas windschief) zur Schlinge "um jeden Hals", zum Kainsmal aller Beteiligten: "Die Grenze: Das ist für die Journalisten bestenfalls ein staatsrechtlicher Begriff, mit dem sie herumhantieren. Doch das ist sie nicht. Denn an jeder Grenze kämpft Gutes gegen Böses und Böses gegen Gutes. Und nicht selten vermischt sich das Gute mit dem Bösen."
In Henrichs neuem Roman jedenfalls kämpfen auch zwei Genres miteinander: historisch fundierter Bericht und fiktiver Thriller nämlich. Dabei werden die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit leider oft nicht eingerissen. Zu viel wird erklärt, statt sich geschmeidig in den Plot zu fügen. Diese Mauer hätte auch noch weg gemusst. Ansonsten aber ist Henrich ein spannender Roman gelungen, der zeigt, dass Vergangenheit nicht "bewältigt" werden kann.
Schlagworte
Thriller DDR Ostdeutschland Bürgerrechtler Kader Sozialismus NVA Schauprozesse innerdeutsche Grenze
Kategorie