Autor:
Verlag:
FISCHER Taschenbuch
Jahr:
1992
Seitenzahl:
380
ISBN:
9783596112388
Medium:
Taschenbuch
Sprache:
Deutsch
Zustandsbeschreibung
gut
Artikelbeschreibung
In Süskinds Roman "Das Parfum" lesen wir, dass der Protagonist im 18. Jahrhundert in eine extrem stinkende Welt hinein geboren wird. Über diese Welt erfahren wir hier Näheres. Der Untertitel 'Eine Geschichte des Geruchs' ist allerdings missverständlich. Das Buch befasst sich mit der Situation in Frankreich, insbesondere in Paris, ungefähr im Zeitraum von 1750 bis 1880. Also nicht eine allgemeine Geschichte, sondern zeitlich und räumlich sehr spezifisch konzentriert. Da der Verlag dies explizit als die historische Grundlage zu Süskinds 'Parfum' anpreist, muss vor einem weiteren Missverständnis gewarnt werden: Wir haben hier nicht ein Buch vor uns, das ebenso spannend und mitreissend zu lesen wäre. Ein Buch, in dem auf 300 Seiten beinahe durchgehend von Abtritten und Senkgruben, Jauche, Kadavern und Scheisse die Rede ist, ist nun mal kein reines Lesevergnügen.
Der Autor erklärt zunächst, wie Mitte des 18. Jahrhunderts die herrschenden Zustände, das heisst der allgemeine Gestank, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung zunehmend als skandalös und gefährlich empfunden wurden. Diese Zustände sind allerdings für uns kaum mehr vorstellbar. Selbst in den Korridoren zu den königlichen Gemächern in Versailles muss es nach Fäkalien gestunken haben. Die Wissenschaft glaubte noch, Krankheiten würden durch üble Gerüche verursacht und übertragen. Also galt es, ihre Ursachen im städtischen Untergrund, in Grabstätten, Gefängnissen, Spitälern zu analysieren und zu beseitigen.
Aufgrund dieser Anstrengungen konnten sich die Bürger mit der Zeit in ein weniger stark riechendes Umfeld zurück ziehen. Starke Parfüms, Ambra und Moschus kamen ausser Mode, und für eine Zeit wurde leichten blumigen Pflanzendüften der Vorzug gegeben, was auch dem strapazierten Leser vorübergehend eine gewisse Erleichterung gewährt.
Grundsätzlich werden zwei Welten einander gegenüber gestellt: einerseits Schmutz, Armut und Gestank, andererseits Reinlichkeit, Wohlstand und Wohlgeruch. Dem Autor geht es um die sozialen Haltungen und Entwicklungen der Gesellschaft im Umgang mit diesen Elementen im Proletariat, im Bürgertum, beim Adel und in der Wissenschaft. Er stellt die geschichtlichen Wandlungen in der Haltung sowohl gegenüber dem Gestank wie dem Wohlgeruch dar.
Es ist eine summarische Darstellung. Das heisst von einzelnen Düften, individuellen Geruchs-Erfahrungen, von der Zusammensetzung und Herstellung der Parfüms ist weniger die Rede. Auch wenig von Geruchs-Erlebnissen ausserhalb des sozialen Schwarz-Weiss Schemas von hier Gestank, dort Parfüms. Natur-Erlebnisse werden höchstens herbei gezogen, um dieses Grundschema zu illustrieren.
Sicher eine wissenschaftlich verdienstvolle Arbeit, wobei der Autor manchmal zu weit geht, wenn er die Beschäftigung mit seinem Spezialgebiet verteidigt. Seiner Aussage im Schlusswort, ohne diese Darstellung sei es unmöglich, die damaligen Umwälzungen in den sozialen Vorstellungen in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen, werden wohl die Wissenschaftler anderer Fakultäten kaum gerne beistimmen wollen.
Der Autor erklärt zunächst, wie Mitte des 18. Jahrhunderts die herrschenden Zustände, das heisst der allgemeine Gestank, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung zunehmend als skandalös und gefährlich empfunden wurden. Diese Zustände sind allerdings für uns kaum mehr vorstellbar. Selbst in den Korridoren zu den königlichen Gemächern in Versailles muss es nach Fäkalien gestunken haben. Die Wissenschaft glaubte noch, Krankheiten würden durch üble Gerüche verursacht und übertragen. Also galt es, ihre Ursachen im städtischen Untergrund, in Grabstätten, Gefängnissen, Spitälern zu analysieren und zu beseitigen.
Aufgrund dieser Anstrengungen konnten sich die Bürger mit der Zeit in ein weniger stark riechendes Umfeld zurück ziehen. Starke Parfüms, Ambra und Moschus kamen ausser Mode, und für eine Zeit wurde leichten blumigen Pflanzendüften der Vorzug gegeben, was auch dem strapazierten Leser vorübergehend eine gewisse Erleichterung gewährt.
Grundsätzlich werden zwei Welten einander gegenüber gestellt: einerseits Schmutz, Armut und Gestank, andererseits Reinlichkeit, Wohlstand und Wohlgeruch. Dem Autor geht es um die sozialen Haltungen und Entwicklungen der Gesellschaft im Umgang mit diesen Elementen im Proletariat, im Bürgertum, beim Adel und in der Wissenschaft. Er stellt die geschichtlichen Wandlungen in der Haltung sowohl gegenüber dem Gestank wie dem Wohlgeruch dar.
Es ist eine summarische Darstellung. Das heisst von einzelnen Düften, individuellen Geruchs-Erfahrungen, von der Zusammensetzung und Herstellung der Parfüms ist weniger die Rede. Auch wenig von Geruchs-Erlebnissen ausserhalb des sozialen Schwarz-Weiss Schemas von hier Gestank, dort Parfüms. Natur-Erlebnisse werden höchstens herbei gezogen, um dieses Grundschema zu illustrieren.
Sicher eine wissenschaftlich verdienstvolle Arbeit, wobei der Autor manchmal zu weit geht, wenn er die Beschäftigung mit seinem Spezialgebiet verteidigt. Seiner Aussage im Schlusswort, ohne diese Darstellung sei es unmöglich, die damaligen Umwälzungen in den sozialen Vorstellungen in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen, werden wohl die Wissenschaftler anderer Fakultäten kaum gerne beistimmen wollen.
Schlagworte
k.A.
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